Es war definitiv der dampfendste Poetry Slam aller Zeiten. Es war definitiv der PS mit den meisten Regenschirmen im Publikum. Es war ein PS mit einer Luftfeuchtigkeit, die sich gewaschen hatte. Nasse Häupter, triefende Jacken. Klatschnass und klatschfreudig. Ach, das Innsbrucker Publikum ist doch dass allerbeste. Draußen Weltuntergang und in der Bäckerei Hochstimmung und eine heiße Meute an Slammern, neun an der Zahl, diesmal eine reine Männerrunde und ein Sieger aus der Schweiz – ein strahlender Kaiser.
Aber mal langsam und von vorne.
philmarie eröffnete mit seinem Hörgerättext und fuhr damit 14,5 Punkte und das Stichwort flachgelegt ein. Renato Kaiser reimte über alternative Metamorphosenenden, Hyazinthen und Pygmalion und schraubte die Wertung auf 19,5. Martin Fritz (wie immer grandioser Jingle-Davor-Dazwischen-und-Danach-DJ) verlas gleich mehrere Listen zum Thema Hochzeit, was dem Publikum nicht so ganz behagte (13,5).
Stefan Abermanns Gottesbeweis mit Peter Rapp, dem Kaiser und sich selbst räuchernden Lachsen kam da schon besser an (16). Ploz kam spät, hielt sich dann aber kurz und berichtete über „Ich und die anderen, die ich nicht mag.“ (10,5) Sein Debüt auf der BPS-Bühne feierte Martin Bachler mit einem Text in Beat-Poeten Manier über Drogen, Sex und den ganzen Scheiß (12,5).
Michael Denzer riet dazu, sich nicht ab, sondern einzuschreiben und zwar auf ex (13,5). Der bosnische Südtiroler Haris Kovacevic erzählte leidvoll von einem Riss im Parkett und den bitteren Folgen für seine kleine Zehe und die Welt im Ganzen (17,5) und den Vorrundensack zu machte dann Klaus Lederwasch mit seinem Winkerkrabben-Drehbuch für Walt Disney. Großes Gefühlskino, zu den Schweißperlen, immer noch nassen Haaren und Jacken gesellten sich jetzt auch noch Rührungstränen und alle waren reif für die Pause.
Im FINALE begann Stefan Abermann mit einem Frühlingstext über Teenager, die noch kein eigenes Zuhause haben und die daraus resultierenden Geilheitsabbauschwierigkeiten. Das Publikum verstand’s – 19 Punkte. Haris Kovacevic präsentierte eine radikalironische Utopie (17), Renato Kaiser fragte, ob er denn nicht literarisch genug sei (19) und Klaus Lederwasch schließlich hatte nicht nur eine Schmetterling in der Nase, sondern auch mehrere Fässer Bier intus – ein starkes Jahr (18,5).
Weil sich aber das Spendensackerl als Ganzes ja nicht wirklich teilen lässt und das Publikum eh noch immer textspitz und aufmerksam war, war ein Stechen gefragt, gewünscht und auch vollkommen gerechtfertigt.
Darin stellte Renato Kaiser in seiner Anmach-Anleitung klar, warum Slammer slammen, brachte die Zuschauer_innen zum Auszucken und Stefans abschließendes Märchen rundete den Abend wundervoll ab und machte ihn zum würdigen Zweiten des Mai Bäckerei Poetry Slams.

Wieder mal ein denkwürdiger Abend. Danke fürs Dabeisein. Bis Juni – mit den Gästen Bo Wimmer und Concerto Cristall und einem Workshop mit Bo. Papa Slam m
