Was für ein Slam, vonwegen Novemberdepression. Alles gut und alle in Höchstform! Der BPS Nummer 101 war in mehrerlei Hinsicht ein Highlight.
1. Gab es Simultanübersetzung der Slamtexte in die Gebärdensprache (Danke Mel und Katina)
2. Gab es einen großartigen Featured Poet aus München (Danke Bumillo)
3. Gab es ein bestens gelauntes, zahlreich anwesendes Publikum (Danke Innsbruck und Carmen am Einlass)
4. Gab es 12 Poetinnen und Poeten die sich in Hochform präsentierten (Danke Michael Denker, Mario Tomic, Stefan Abermann, Martin Fritz, Käthl, Markus Koschuh, Anita Bollmann, Thomas Schutte, Moritz Beichl, philmarie, Silke Gruber, Harry Skowatschewitsch)
Aber nochmal zurück zum Beginn. Bumillo heizte die Stimmung an und forderte die Übersetzerinnen mit zwei Texten seiner bayrisch geprägten Spoken Word Poesie. Das Publikum klatschte sich warm und war bereit für den Wettbewerb, den gleich ein großes Innsbruck Kaliber eröffnete: Markus Koschuh. Innenpolitik war Thema und Stronach bzw. dessen Team im Koschuh-Visier. Dafür gab es 19 Punkte und das war schon mal ein steiler Richtwert.
Michael Denzer hieß gestern Michael Denker und brachte das titelgebende Gedicht seines bald erscheinenden Gedichtbandes: Randnotizen. Momentaufnahmen gab es auch noch drauf und 13 Punkte dafür.
Anita Bollmann überzeugte mit ihrem allerersten Dialekttext und einem erfrischenden Stück Frühstückstischpoesie (Stichwort Romantik, 14P). Mit Frühstück ging es auch weiter.
Mario Tomic erklärte, was er von Marillenkonfitüre hält, dass Eichhörnchen das tierische Pendant dazu sind und noch allerlei Pikantes (19,5).
Moritz Beichl hielt stolz sein frisch geschlüpftes Buchbaby in Händen, rezitierte auswendich über Übertriebenes und das Müdesein davon (17).
Stefan Abermann versuchte sich als Slam-Koch und servierte ein Beuschl, dass einem Herz, Hirn und Ohren gleichzeitig aufgingen (17,5).
Thomas Schutte (der Zivildiener der Slamily) betrieb schamloses und dabei gleichzeitig charmantes Südtiroler-Bashing und erslammelte sich 18,5 Punkte.
philmarie erläuterte seine Lust am Slamtextperformen und fuhr das Stichwort Sadismus ein (15).
Dann war Pause und viele, viele durstige Menschen stürmten die von Daniela und Kat bewirtschaftete Bar. Der Glasbruch hielt sich (in Anbetracht der Menschenmenge) in Grenzen, es wurden Bücher gekauft, Zigaretten geraucht, Komplimente ausgetauscht und Körperflüssigkeiten abgegeben. Dafür reichten 15 Minuten und weiter ging’s mit Teil zwei der Vorrunde.
Käthl stellte die über die ÖVP oder die Katholische Kirche zu beziehende Frauenmaschine mit
vielen, vielen Sonderfunktionen vor (17).
Martin Fritz blieb bei Technik, ging aber ins Reich der Tiere und schwärmte von Haushaltshilfenkakerlaken und feuerspeienden Katzen (17).
Silke Gruber watete in Kindheitserinnerungen und Herzscheiße (14) und
Harry Skowatschewitsch, dessen Namen ich mit Sicherheit falsch geschrieben habe, stellte sich selbst als Haarriss vor, der nicht alles glaubt und sicher nicht zum letzten Mal auf der Slam Bühne in der Bäckerei war (16).
Tolle Vorrunde, tolles Publikum und höchste Zeit für einen weiteren Bumillo-Einstieg. Mit seinem Text über eine Vorabend-Soap mit Grafen, Inzest und blauem Sperma (die schönste Gebärde des Abends!). Bumillo schlüpfte in unterschiedlichste Rollen, wechselte b
ravourös Vortragsweisen und -stile und bestellte den Finalboden vorbildlich.
Tja, ich mach’s kurz: Thomas Schutte mit Cornetto Classico und vielen gleichermaßen schönen wie schrägen Bildern arbeitete sich auf Platz zwei hoch. Markus Koschuh mit einem großartigen Text über den vom Geheimdienst verfolgten Englischkönner Ernst Strasser belegt Platz drei und der Sieger des BPS 101 heißt Mario Tomic. Er erzählte berührend, ergreifend, zupackend über seine Herkunft und dies sich daraus ergebenden Identitätsprobleme. 21 Punkte und somit Höchstvoting! Gratulation und Hinweis: Mario Tomic ist im Dezember Gast der Lesebühne Text Ohne Reiter!
Das war’s und schön war’s.
Gruß Papa Slam
m,