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Letzter Freitag im Jänner 2024 ist es, das BPS-Jahr wird eingeläutet – diesmal vom zarten Slam-MC-Glöckchen von Katrin ohne H. Die Bude ist wie immer seit Montag ausverkauft, ein paar frühe Vögelchen quetschen sich noch dazu und los kann es gehen.

Knackig und ohne Feature wird direkt in den Wettbewerb hineingestartet, das Zeitmanagement musste es möglich machen, denn 12 Poet*innen müssen erstmal in eine einzige Vorrunde passen. Frisch und kämpferisch startet also Berit Neumayr in die Runde, wie es die „Natur der Frau“ eben ist nebst dem klang- & lohnlosen Verrichten von Care-Arbeit und den vererbten Kämpfen der Großmütter.

Darauf folgt Nathan der Nice, seines Zeichens mutig für unseren geplanten Gast eingesprungener Poet (und nebenbei bemerkt amtierender U20-Poetry-Slam-Meister in Österreich). Er holt uns die Demorede in die Bäckerei, die eins wenige Stündchen vorher auf dem Innsbrucker Landhausplatz begegnen hätte können. Er ist der „Nazis durch den Schornstein“-Feger, sein Text gegen Rechts ist kein Hassmanifest. Joa…bis auf einer 4 in der Streichwertung Höchstpunktzahl. Ist noch Luft nach oben, würde Yannick Steinkellner sagen (kl. Insiderschmäh am Rande).

Wenn Nik König erstmal den Mikroständer beiseitestellt, kann eins sich eigentlich sicher sein, dass die Performance lit und er währenddessen auch irgendwann mal am Boden liegen wird. Das lyrische Wir wird zum lyrischen Du und kämpft sich umeinander mäandernd in einem Streit über Gott und Moral in die Utopie. Am Ende ist die Zahl und die Zahl ist in dir und du bist die Zahl. Gleich sind wir alle gleich und messbar.

Lennys lyrisches Ich ist die persongewordene Selbstlosigkeit und findet sich in einer toxischen Beziehung mit einem Lasterkönig wieder – dicht & high – aber sie kann ihn doch sicher ändern! Ich rette also bin ich … betäubt von der Hoffnung und verliert sich dabei selbst. Es ist mucksmäuschenstill als Lenny ihren Vortrag piano piano mit einem Atemzug beendet.

Leni legt den Fokus aufs Wesentliche und plädiert dafür, Gefühle zulassen, nein, auch zeigen zu dürfen – soweit so gut. Sie will dem Druck der Leute nicht nachgeben, das kann es doch wirklich nicht sein. Was alle auch so vorbehaltslos unterschreiben wird plötzlich zu einer queeren Liebesgeschichte und wird mit den Stichworten Liebe & Mut goutiert. Leni las zum ersten Mal in der Bäckerei – MC Katrin wird an das „Komm bitte wieder“ erinnert, das Publikum lässt es hören.

Ebenfalls BPS-Newbie und direkt mit einem Bühnennamen ausgestattet: Crazy Resi („razy“ ausgesprochen) schrub über das Zuhause, den Ort der Freiheit, über charismatischen Cappucchino, Narben wie runzlige, getrocknete Feigen und deep talk walks, die Echtheit und Klarsicht mit sich tragen, nachhause ohne Anfang und ohne Ende.

Thalia K. wollte eigentlich über die Breitfußbeutelmaus schreiben, aber…naja. Stattdessen folgt ein Mustertext, einer der stellvertretet, wenn man ein nervöses … Ich … L… orem ipsum dolor set amet stammeln will. Er ist in ABBA-Reimen verfasst, die Dancing Queen singen und mustert sich improvisiert durchs Line-Up in dem Thalia diverse Namen der Mitstreitenden einbaut. Hier könnten Ihre Worte stehen.

Mit dem zweiten von Käthl frischgebackenen Bühnennamen erläutert uns die Schowwarin (Anna Schober), das sie viel gelernt hat im Leben, aber eines wird sie nie können: ein Funny Dude zu sein. Dafür kann sie die gereimten Beschreibungen in einer Geschwindigkeit spitten, das man gar nicht mehr weiß, wo man hinlachen soll und das Publikum macht spontan in der Hook einen Mitmachtext daraus. Alle lieben Funny Dudes, auch wenn sie oft mediokre Pseudofeministen sind. Anna reizt damit die erwähnte Luft nach oben aus – 5er-Wertungen across the board.

Die Bacher schlägt direkt in eine ähnliche Kerbe und berichtet von der Geschichte, wie sie Hausverbot im Moustache bekam. Schuld war ein Flirt, quasi mit einem Funny Dude, der nicht sofort Schnappatmung bekommt, wenn hörbar gegendert wird, aber eben auch der Partnerin das Geschenkekaufen für seine Mutter überlässt. Auf Taylor-Swift-Bashing folgt der Weiß-Sauer ins Gesicht und der Abschlusssatz for the gods: „Look what you made me do.“

In Vollbeanspruchung als DJ und Slam-Poetin startet auf der 10 Käthl: Sie mag Italien nicht, genau genommen mag sie Länder generell nicht. Länder sind wie die Außenseiterkinder im Kindergarten, man spielt einfach nicht mit ihnen, sonst bekommt man Dauerpest. Aber Käthl dada-slämt sich dann doch so in vollherzige Rage, dass aus der Dauerpest dann doch Dauerpesto wird. Bereit für den Urlaub bei Autogrill!

Skinny Dee (aus Osttirol) demonstriert wie respektvolles „vaorschen“ zwischen Ost- und Nordtiroler*innen funktioniert. Er habe nämlich das gepflegte Schmähführen schon in die DNA geklatscht bekommen. Am Ende kommt es auf gegenseitigen Respekt an und, dass man sich ja gegenseitig auf der Schaufel hat. Eine Prise Selbstironie kann auch nicht schaden, immerhin ist in Osttirol der Haarlem Shake gerade aktuell.

Diese Monstervorrunde beschließt eine weitere Newbie nämlich Laura, oder wie sie sagt: das Pesto kommt zum Schluss. Sie pitcht uns eine geniale Idee, die gegen den sonst eher suboptimalen, weil klebrigen Konsum von Orangen Abhilfe verschafft: die Duschorange. Das Stichwort „food porn“ fasst Lauras Vortragsstil zusammen, der sehr passend ist, immerhin steige man nach einer Duschorange wie Botticellis Venus geboren aus dem Orangenschaum aus der Dusche.

Uff…da hat eins sich schonmal eine Pause verdient.

Das Finale bestreiten Käthl mit ihrem Take on Nostalgie und Geschäftigkeit und dem Hybrid aus zwei Stichwörtern „friaga ischs halt so“. Nathans Text befasst sich mit PPPPBastard-BBBBPapas und anderen Vaterfiguren. Die Schowwarin setzt Prosa nach – wie untypisch für die Flowqueen – und holt mit der Geschichte über Rudi, den nettesten Obdachlosen von Salzburg, den verdienten Sieg.