Die Bacher am Einlass, Katrin ohne H an Kamera (all die schönen Fotos hier sind von ihr!) und den DJane-Reglern, Martin Fritz im Goldjäckchen als MC, 10 Slammer*innen auf der Liste – die Positionen waren klar und bestens besetzt als das Publikum wie stets pünktlich in eine wieder einmal ausverkaufte Bäckerei strömte.
Lenny eröffnete den Bewerb mit Zweifeln und Glauben an Fusionen und Seelenverwandtschaft, Antonia ließ Ostern in Kindheit und Gegenwart Revue passieren (das ist franzözisch und bedeutet: im Vergleich betrachten) und Marius wunderte sich, warum er slammen muss über Dinge wie Wohnungsnot, die eigentlich die Politiker*innen in Innsbruck ändern sollten (wenn ihr dürft, könnt ihr das ändern, wenn ihr am Sonntag wählen geht!).
Bei Kathi Bacher ging es um Kommunikation (gottseidank, ich auch nicht!) und Lachen beim Sex, bevor Die Bacher samt Jane-Austen-Zitat anlässlich eines Axamer Knallkopfs erklärte, warum „geht’s der Wirtschaft geht, geht’s dem Uterus gut“ Schmarren ist und Rumo Wehrli von so Schönem wie Bachnabelfusseln, Stimmbruch und Sternen erzählte.
Laura Hybner sprach angesichts viel zu häufiger einschlägiger Schlagzeilen das aus, wofür uns sonst oft die Sprache fehlt, Laura von nicht ignoranten menschliche Tieren und nicht-menschlichen Tieren ohne Stachel und Todo-List und das Slam-Team Mal was anderes, bestehend aus Francesca Herr und Fabian Navarro kam nach einem ungewöhnlichen Anfang gleich zur Sache: Suppenpeter_72, der auch die gleichen Filme und Serien wie wir schaut. Katrin ohne H beschloss die Vorrunde mit dem üblichen Sexkram: Formulare, Ohrläppchen, Bauschnabel.
In einem Finale mit Die Bacher (über Manisfestationen), Mal was anderes (über die 7 Gefühle) und Rumo Wehrli (über Rosmarin und Mama) wurde von einem dies begrüßenden MC Martin ermittelt, dass wir gleich vier siegreiche Personen und drei 1. Plätze für die gerade genannten zu feiern hatten. Und lassen Sie mich so indiskret sein: Exakt das taten wir dann auch!
Weiter geht’s im April mit dem BPS, aber der ist sowieso jetzt schon halb ausverkauft, also hängen wir das gar nicht an die allzu große Slamglocke!
Elf Poet*innen am Start. Die Bäckerei wie immer ausverkauft. Die Stimmung alles andere als matschig. Matschig ist es draußen. Drinnen wird ordentlich eingeheizt mit Poesie unterschiedlichster Art. Laura ist zum ersten Mal dabei und legt gleich einen Spoken Word Auftritt hin, der sich sehen lassen kann. Es geht um Red-Flag-Dudes, das Stichwort ist Mut und die Jury hat sich schon mal eingepegelt. Joey Woodner thematisiert das ausgelagerte Hirn Smartphone und unterhält sich gleichzeitig mit seinem gesamten Freundeskreis. Tschudi schlüpft in die Rolle einer Zwiebel, lässt Mettigel aufmarschieren, soßenspiegelblickt um sich und ist natürlich vielschichtig. Muhammed Dumanli kriegt den Satz „Dass ich dich lieben könnte, hätte ich nicht gedacht“ geschenkt und schenkt uns wiederum einen Text über Glückseligkeitssuche mit verwelkten Nelkensträußen und Sehnsucht.
Leo zieht alle Register, das heißt, erstmal die Schuhe aus, drapiert das Mikro drauf, stellt Texttafeln auf und dann, ja dann geht er in den Kopfstand, das Hemd rutscht ihm runter, er verliest seinen Text „Alles ganz leicht“ in dieser Haltung, der Bauch spricht zu uns, tanzt, er sieht Menschen, die mit Stühlen an der Decke kleben und stellt selbst die Nikolaushausmetapher in den Raum. „Wir malen nicht weiter, wir malen nur aus.“ Damit zieht er ins Finale ein und sich die Schuhe dann wieder an. Die Bacher bekennt: beim Passivsport kenn ich mich aus. You name it – I watsch it. Von Formel 1 bis American Footbal alles ist zu irgendwas gut und sei es auch nur zum besten Sonntagsnachmittagsschläfchen. Das Publikum kann mitviben – Finale! Lenny lässt die Sehnsucht und die Angst antreten und ist schließlich fertig mit ihren Glaubenssätzen. Sie hört nicht mehr länger auf die Angst und lässt ihr wahres Wesen raus. Alan Hofer fragt: Was wäre ich ohne Freunde? Er lässt uns wissen: „Freude sind mein Obst- und Gemüseentsafter.“ Freunde sind also gesund. Anna Schober weiß, dass sie viel, viel cooler ist, als die Polizei erlaubt, die weiß aber auch, dass sie zu oft Nein zu sich sagt und auf den Unsicherheitsstich wartet. Deshalb embraced sie die Unsicherheit und rockt das Publikum – Finale! Katrin ohne H legt eine alles umfassende Beichte ab. Sie sagt Wiedersehen am Telefon und lässt da und dort das Wasser laufen und ist untere Mittelschicht. Diese Sünden sind lässlich und der Text ganz schön lässig. Verena Clara schließlich macht quasi Werbung für den Erotikslam am 22. März im Brux. Denn ihre Premiere ist eine poetisch-erotische Explosion da prickelt es, da erschwitzen sich euphorisierte Körper Hitzespitzen, da schlagen sinnliche Gedankenblitze ein und aus – PAUSE.
DJ Martin Fritz sorgt für Pausenmusik wie er auch für Jingles und Vorher- und Hinterhermusik sorgte. Das Publikum sorgte dafür, dass zwei Slambeutel ordentlich gefüllt wurden. Die Jury hat ihren Job für den Abend getan und im Finale ging es dann um die Applauslautstärke.
Anna Schober lässt uns wissen, dass es leicht ist, müde zu sein und gemeinsam einfacher ist, wach zu sein. Leo macht auch auf zwei Beinen gute Figur und lässt das Publikum „Halt. Stopp!“ rufen. „Wir haben kein Recht, und als Nabel dieser Welt zu sehen“, sagt er, der uns vorher fünf Minuten seinen Nabel gezeigt hat. Die Bacher schließlich führt uns in ihre Sammelleidenschaft ein. Sie will jede Menge Krimskrams. Und wer soll den ganzen Krimskrams in den Slambeutel kriegen? Die Bacher und Anna Schober teilen sich Platz zwei und kriegen je zwei Duplos und der Sieger des Abends heißt: Leo, der mit dem Bauch tanzt!
Die tollen Fotos stammen übrigens von Katrin ohne H. Vielen Dank dafür!
Letzter Freitag im Jänner 2024 ist es, das BPS-Jahr wird eingeläutet – diesmal vom zarten Slam-MC-Glöckchen von Katrin ohne H. Die Bude ist wie immer seit Montag ausverkauft, ein paar frühe Vögelchen quetschen sich noch dazu und los kann es gehen.
Knackig und ohne Feature wird direkt in den Wettbewerb hineingestartet, das Zeitmanagement musste es möglich machen, denn 12 Poet*innen müssen erstmal in eine einzige Vorrunde passen. Frisch und kämpferisch startet also Berit Neumayr in die Runde, wie es die „Natur der Frau“ eben ist nebst dem klang- & lohnlosen Verrichten von Care-Arbeit und den vererbten Kämpfen der Großmütter.
Darauf folgt Nathan der Nice, seines Zeichens mutig für unseren geplanten Gast eingesprungener Poet (und nebenbei bemerkt amtierender U20-Poetry-Slam-Meister in Österreich). Er holt uns die Demorede in die Bäckerei, die eins wenige Stündchen vorher auf dem Innsbrucker Landhausplatz begegnen hätte können. Er ist der „Nazis durch den Schornstein“-Feger, sein Text gegen Rechts ist kein Hassmanifest. Joa…bis auf einer 4 in der Streichwertung Höchstpunktzahl. Ist noch Luft nach oben, würde Yannick Steinkellner sagen (kl. Insiderschmäh am Rande).
Wenn Nik König erstmal den Mikroständer beiseitestellt, kann eins sich eigentlich sicher sein, dass die Performance lit und er währenddessen auch irgendwann mal am Boden liegen wird. Das lyrische Wir wird zum lyrischen Du und kämpft sich umeinander mäandernd in einem Streit über Gott und Moral in die Utopie. Am Ende ist die Zahl und die Zahl ist in dir und du bist die Zahl. Gleich sind wir alle gleich und messbar.
Lennys lyrisches Ich ist die persongewordene Selbstlosigkeit und findet sich in einer toxischen Beziehung mit einem Lasterkönig wieder – dicht & high – aber sie kann ihn doch sicher ändern! Ich rette also bin ich … betäubt von der Hoffnung und verliert sich dabei selbst. Es ist mucksmäuschenstill als Lenny ihren Vortrag piano piano mit einem Atemzug beendet.
Leni legt den Fokus aufs Wesentliche und plädiert dafür, Gefühle zulassen, nein, auch zeigen zu dürfen – soweit so gut. Sie will dem Druck der Leute nicht nachgeben, das kann es doch wirklich nicht sein. Was alle auch so vorbehaltslos unterschreiben wird plötzlich zu einer queeren Liebesgeschichte und wird mit den Stichworten Liebe & Mut goutiert. Leni las zum ersten Mal in der Bäckerei – MC Katrin wird an das „Komm bitte wieder“ erinnert, das Publikum lässt es hören.
Ebenfalls BPS-Newbie und direkt mit einem Bühnennamen ausgestattet: Crazy Resi („razy“ ausgesprochen) schrub über das Zuhause, den Ort der Freiheit, über charismatischen Cappucchino, Narben wie runzlige, getrocknete Feigen und deep talk walks, die Echtheit und Klarsicht mit sich tragen, nachhause ohne Anfang und ohne Ende.
Thalia K. wollte eigentlich über die Breitfußbeutelmaus schreiben, aber…naja. Stattdessen folgt ein Mustertext, einer der stellvertretet, wenn man ein nervöses … Ich … L… orem ipsum dolor set amet stammeln will. Er ist in ABBA-Reimen verfasst, die Dancing Queen singen und mustert sich improvisiert durchs Line-Up in dem Thalia diverse Namen der Mitstreitenden einbaut. Hier könnten Ihre Worte stehen.
Mit dem zweiten von Käthl frischgebackenen Bühnennamen erläutert uns die Schowwarin (Anna Schober), das sie viel gelernt hat im Leben, aber eines wird sie nie können: ein Funny Dude zu sein. Dafür kann sie die gereimten Beschreibungen in einer Geschwindigkeit spitten, das man gar nicht mehr weiß, wo man hinlachen soll und das Publikum macht spontan in der Hook einen Mitmachtext daraus. Alle lieben Funny Dudes, auch wenn sie oft mediokre Pseudofeministen sind. Anna reizt damit die erwähnte Luft nach oben aus – 5er-Wertungen across the board.
Die Bacher schlägt direkt in eine ähnliche Kerbe und berichtet von der Geschichte, wie sie Hausverbot im Moustache bekam. Schuld war ein Flirt, quasi mit einem Funny Dude, der nicht sofort Schnappatmung bekommt, wenn hörbar gegendert wird, aber eben auch der Partnerin das Geschenkekaufen für seine Mutter überlässt. Auf Taylor-Swift-Bashing folgt der Weiß-Sauer ins Gesicht und der Abschlusssatz for the gods: „Look what you made me do.“
In Vollbeanspruchung als DJ und Slam-Poetin startet auf der 10 Käthl: Sie mag Italien nicht, genau genommen mag sie Länder generell nicht. Länder sind wie die Außenseiterkinder im Kindergarten, man spielt einfach nicht mit ihnen, sonst bekommt man Dauerpest. Aber Käthl dada-slämt sich dann doch so in vollherzige Rage, dass aus der Dauerpest dann doch Dauerpesto wird. Bereit für den Urlaub bei Autogrill!
Skinny Dee (aus Osttirol) demonstriert wie respektvolles „vaorschen“ zwischen Ost- und Nordtiroler*innen funktioniert. Er habe nämlich das gepflegte Schmähführen schon in die DNA geklatscht bekommen. Am Ende kommt es auf gegenseitigen Respekt an und, dass man sich ja gegenseitig auf der Schaufel hat. Eine Prise Selbstironie kann auch nicht schaden, immerhin ist in Osttirol der Haarlem Shake gerade aktuell.
Diese Monstervorrunde beschließt eine weitere Newbie nämlich Laura, oder wie sie sagt: das Pesto kommt zum Schluss. Sie pitcht uns eine geniale Idee, die gegen den sonst eher suboptimalen, weil klebrigen Konsum von Orangen Abhilfe verschafft: die Duschorange. Das Stichwort „food porn“ fasst Lauras Vortragsstil zusammen, der sehr passend ist, immerhin steige man nach einer Duschorange wie Botticellis Venus geboren aus dem Orangenschaum aus der Dusche.
Uff…da hat eins sich schonmal eine Pause verdient.
Das Finale bestreiten Käthl mit ihrem Take on Nostalgie und Geschäftigkeit und dem Hybrid aus zwei Stichwörtern „friaga ischs halt so“. Nathans Text befasst sich mit PPPPBastard-BBBBPapas und anderen Vaterfiguren. Die Schowwarin setzt Prosa nach – wie untypisch für die Flowqueen – und holt mit der Geschichte über Rudi, den nettesten Obdachlosen von Salzburg, den verdienten Sieg.
Es ist kurz vor Weihnachten, doch die Bäckerei ist voll wie immer. Alle Jahre wieder, jedes Monat aufs Neue: ausverkauft! Vielen Dank liebe Slam Fans. Vielen Dank auch an Carmen am Eintritt, alles ging flott und reibungslos am Semmelförderband. Tatsächlich waren auch dieses Mal einige zum ersten Mal da, sie durften sich mit „Ding-Dong“ outen, während die Mehrheit ein fröhliches „Möök-Möök“ von sich gab. Es muss kaum was erklärt werden, es ist ein Team am Start, es wird gefeatured und zwar von Filo auf der Durch- und Heimreise.
In Filo wohnen gleich drei Versionen ihres Textes über Natur- und andere Katastrophen. Mal stolz wie ein Feuerwerk, mal ein Erdrutsch, mal Espenlaub – in Summe ein Ergebnis ihrer Umwelt. Die Jury ist kalibriert. Es kann los gehen. DJ Martin Fritz legt den ersten Jingle auf und: Gleich mit der Nummer 1 stürmt das Team Eierstockgäng auf die Bühne, der Glitzerzauberstaubverbrauch steigt, die Hetenpolizei im Einsatz, es geht um heteronormative Geschlechterrollen, um: ich bin ja nicht sexistisch, ABER… und das Publikum feiert‘s gleich schon mal ab und bestimmt „Homolobby“ als Stichwort. Andreas erzälte von seiner Lachscham, die lange währte, aber mittlerweile überwunden ist. Grund war ein traumatisches Erlebnis als 14jähriger. Onkel, Auto, Tokio Drift und „Niouuu“ – am Ende kostete ihn die Geschichte drei Zähne. Emil Kaschka setzte ganz auf Körperpoesie. In 4 Minuten 37 spulte er ein 24/7 Fitnessprogramm ab, das ihn selbst zum Schwitzen brachte und alle Zuhörenden staunen machte. Bastian Vogel kam auch noch rechtzeitig, obwohl er die alte Beginnzeit (20 Uhr) im Kopf hatte. „Augen zu und Furcht“, hieß es da. Er hat einiges über Bewerbungen zu sagen und zwar „gekleidet in ein geschwächtes Nervenkostüm“, aber da er „die Challange liebt“ und weiß „viele Wege führen nach Hurensohn“, geht das alles ganz gut. Sebastian vom Pillersee ist zum ersten Mal dabei und hebt gleich an mit einem schönen „Still, Stihl…“ Motorsägen-Song. Dann ging es generell um Werte wie Mut, Liebe, Freundlichkeit und darum, dass er sich nicht schlagen will. Am Ende hat Sebastian auch noch Weihnachtskarten verteilt. Bis zum nächsten Mal. Selina Binderlehner thematisierte falsche Schönheitsideale und konnte so auch gut auf ihr schönes, neues Buch über Body Issues hinweisen. „Du bist genug“ und mit 8 Jahren muss wirklich niemand eine Diät machen. Antonia machte das Small-Talk-Thema Wetter im Allgemeinen und ihren Kramsacher Dialekt im Speziellen zu Inhalt und Form ihrer Performance und ließ den Text dann zu einer Klimawandelkritik kippen. Lenny widmete sich ganz der falschen Hoffnung. Entlarvte diese und führte vor, dass die Hoffnung hinterfotzig ist und eine Schleierbrille trägt. Eine Abrechnung und ein Text über die Spirale dere falschen Ideale. Berit schließlich bekannte: Lieber Schuss auf der Piste als Schuss im Punsch. Warum in mehreren Schichten Funktionskleidung draußen stehen müssen und pickigen Glühwein saufen, wenn eins es doch auch in kuscheligen Innnenräumen fein haben könnte? Berit und Lenny punktegleich, die Streichwertungen bescheren Lenny den Finaleinzug. Außerdem: Eierstockgäng, Bastian Vogel und Lucky Looser Emil Kaschka.
Lenny stülpt sodann ihr Innerstes nach Außen und zeigt die so lange verborgenen Ecken und Kanten und nicht nur Glätte und Hülle. Bastian Vogel erzählt von Eila, seiner Labrador-Hündin mit den weichen Öhrchen und manchmal weichem, gut getarntem Stuhl. Ja: „Das Leben kann ein harter Knochen sein, aber wir beißen uns da durch.“
Emil Kaschka machte Land-Tirol-Werbung der anderen Art mit Ali, Ernst Peter und Karl Auer. Da wurden Traditionen hinterfragt und wurde Nusseler vernichtet. Die Eierstockgäng rief auf dazu, was zu sagen, wenn dir jemand blöd kommt. Es ging darum, wie das Patriarchat zu brechen wäre und es wurde gewünscht: „Wenn, dann bitte einfach Vulva.“
Das Publikum spendete großzügig. Zwei volle Slam-Beutel und die Rentier-Kaktus-Wander-Trophy wollten verteilt werden. Es wurde richtig laut im Raum und bevor wir alle gehörgeschädigt in die Weihnachtsferien gehen, entscheiden wir uns für einen Doppelsieg für die Eierstockgäng und Emil Kaschka. Vielen Dank an alle – auch an Nicki für die stets unkomplizierte Abendleitung. Wir sehen uns 2024. Mit Juhui: Papa Slam Markus Köhle
T.G.I.F. dachte sich das Publikum und kam dementsprechend bestens gelaunt und exakt in der Menge der vorhandenen Sitzgelegenheiten in die Bäckerei, wo DJane Käthl und MC Martin Fritz schon warteten wie rosa Flamingos im Pool und 7 Slammer*innen sich zum Bewerb anmeldeten – mal deutlich weniger als gewohnt, aber nichts, das zeitlich durch eine ausführlichere Moderation nicht hätte aufgefangen werden können 🙂
Antonia eröffnet mit Berichten vom Bahnfahren und Bad Hair Days, Selina Binderlehner von der fünften Person am XXS-Tisch, Berit hingegen vom Fingerspitzengefühl, das beim Verzehr ihrer jahreszeitlich passenden Lieblingsspeise von Nöten ist. Die Bachers Ratschläge an ihr jüngeres Ich steigerten den Marktwert von eis.at und François‚ englischsprachige Lyrik, von der er selbst behauptete, nicht zu wissen, worum sie sich dreht, tut das laut den Publikumsstichwörtern um den Bauch des Mondes und Schmetterlinge. Lenny nahm die nahende Zeitumstellung ernst und warne vor einer Tick-Tack-Tur und Josis Erinnerungen an eine Freundin enthielten Reisen zu Mond und Casino, Hochzeiten im McDonald’s, Bob the Builder und Apfelschnitten.
Von diesen Performances wurde von einer findigen Jury ein 4-er Finale herausdestilliert, in dem Selina vom Swipen, Berit vom Sommergefühl Hass, Die Bacher von Eislaufen und digitalen Ticken und Josi vom als egoistisch gespiegelt werden erzählten. Mittels Applauswertung war sehr schnell klar, dass Josi sich ihren ersten BPS-Sieg snatchte, und folgerichtig einen blauen Dino-Pokal und das Slamsackerl überreicht bekam.
Wir gratulieren aufs allerherzlichste, danken Publikum, Mitwirkenden, Bäckerei-Team und freuen uns auf den nächsten BPS am Freitag 24.11., für den ihr euch bereits jetzt Tickets sichern könnt.
Das war wieder mal was. Anfang der Woche ausverkauft, volles Lesenden-Line-up, (Achtung Spoiler:) Hippiescheiß – was man so braucht an einem BPS-Abend. Das Publikum aka der Streichelzoo IBK ist in the house und die Jury willgt ein, ausnahmsweise mal bis 10 zu zählen. Dann kanns ja los gehen.
Katharina brockt sich ein spontanes Opferlamm ein, indem sie ihrer Slam-Neuling-Begleitung erklärt was das ist. Na, so ein Glück, dass sie wie immer auch diesmal zufällig auch einen Text dabei hat. Es regnet Konfetti auf und ab und wie ihr Opa schon sagte: „Nach jedem Winter, kommt ein Mai.“ (= frei zitiert).
Den Wettbewerbstart macht, wie am Vortag in Telfs auch schon, Martin Fritz mit einem handgefertigten Psychotest. Das aufmerksame Publikum, das sich nicht von der Witzdichte ablenken lässt, kann darin herausfinden, welcher Saunagast er*sie ist. Die Auflösung ist aber sowieso immer oh stunning, fluid for ever und bekommt das Stichwort Eucaryoten, das die schlauen Mäuse im Publikum sogar buchstabieren können.
Nikolai Kirner ist sicher: nur Lifecoaches schlafen auf dem Rücken und so Optimierungsheinis. Nikolai dagegen schläft auf dem Bauch (das Publikum ist nicht convinced) und demonstriert seine Liegepose im Stehen. Nemo, der WG-Goldfisch macht es ihm übrigens nach, also das mit dem auf dem Bauch schlafen und nimmt sich ein Beispiel an so manchem Tindermatch und treibt oberflächlich.
Bei Lenny geht es um die Stille, die sie einfach nicht und nicht in Ruhe lässt. Dabei ist sie so schwach und fragil, immer wenn etwas anderes da ist, ist sie automatisch weg. Aber wenn die Flaschen klapperten war sie da und half ihr die Ohren zuzuhalten. Sie tut alles, damit die Bierflaschen dableiben und erinnert an alles. Das Glöckchen schiebt sich auch noch hinein, denn das Zeitlimit naht, aber das tut dem Finaleinzug keinen Einbruch.
Der angereiste Lukas „Lui“ Hofbauer gesteht: er ist Achselschwitzer, aber im Grunde ist er hauptsächlich Serien. Sein Leben ist ein Blockbuster, okay, ein Indiefilm, okay ein Amateurfilm, bei dem drei Freunde vergessen die Abdeckung der Kamera abzunehmen. Er hat das Zeitmanagement eines Steins aber alle Staffeln Brooklyn 99 in drei Tagen hat er doch irgendwie geschafft. (Netflix und) Chill doch mal eine Runde mit mir.
Skinny D hat einen Text dabei, der ist wie Brokkoli, aber wie panierter mit Röstzwiebeln drauf. Gesund und deep, aber doch ein bisschen knusprig. Es ist ein Wortspieltext über Leute, die ihr Haus aufgaben. Sein eau de toilette* ist aus Mosbeeren und Kaiserschmarrn und sein buttergeschwenkter Lebensweg eine Kaiserschmarrnmetaphorik der Liebe. (*das ist französisch und bedeutet so viel wie: jetzt hab ich Hunger
Lallemang Francais (das ist französisch und bedeutet so viel wie: lall mal, franz) hat witzigerweise einen Text auf Englisch dabei. Verwirrend. Er ist auf jeden Fall sorry for taking the piss und busy getting high, außerdem kennt er sich mit nass machen aus und hat Ofenfritten.
Bei Paul Szabo gibts einen Appell auf die Ohren, aber einen gar nicht lauten. Es geht um Kerzen im Fenster, um den Schein der Kerzen als Rettungsanker. Es ist eine Geschichtsstunde in Gedichtform, die Lauscher ist offen, die Geräusche aus. Sogar der Boden muss bluten für Kerzen. „Zigaretten, Kerzenschein“ resümiert die Zuckerlhungrigen.
Sandra hat einen Schwank aus dem Kindergarten mitgebracht und erzählt von Max (Name von der Redaktion vergessen) und dessen naffe Focken. „Randra, wo find meine Focken?“ will er wissen. Es steigen Besenstielvergleiche, die direkt die pädagogisch wertvolle Lektion eröffnen, dass es ja auch die Qualität und nicht die Länge des Stiels ankomme. Hauptsache dein Besenstiel mach dich und andere glücklich. Trotzdem ~unangenehm~. Aber MVP Pius rettet den Tag: „Aba i will, dass die Bäume leben“!
Katrin darf jetzt ihren Text selber zusammenfassen (LieGrü): der schnellstgeschriebene Text aller Zeiten. Ein Transkript einer in 5 Minuten gesprochenen Sprachnachricht über einen delusional5000 D.U.D.E., der meint sie wäre ein „jungs Madl“ und hätte Bock, ihre Lebenszeit damit zu verbringen, sich von ihm belehren zu lassen. I do not think so.
Dem Finalefinale geht die Verlosung vierer Tirol-Slam-Karten voraus, für die die Sußmäuse im Publikum die „Mode-Ration“ Martin Fritz‘ erraten sollten und stattdessen so Perlen wie Fritzbox, St. Martin, Fritzens fixe Sexymacher, Karten für Glam-Slam, Lumpenpack und martinierte Outfits einsandten.
Um den Sieg battleten sich schließlich Skinny D mit einem straighten Bledsinn, osttiroler Kärtnerdiss, Lenny mit einem Tag zum Wegwerfen und Stecknadelstimmung, Sandra mit einer Ode an die Bibliothekarin, die vielleicht gar nicht so ist, wie du glaubst und Lukas Hofbauer mit einem Flug am Introtext von Starwars vorbei und den Tipp an den Papa, er soll enicht unbedingt jeder Facebook-Gruppe beitreten.
Lenny und Lukas teilen sich den Hippiescheiß und gründen spontan ein Slam-Team um Leos wohlverdienten Applaus einzufordern. Feinifein wars – 5/5 gerne wieder! Und zwar am 28. April 2023. Bussi ❤
Damit habe ich nicht gerechnet! Dass die Tiroler Poetry-Slam-Szene derart motiviert war, die Slamnadel zu erringen, das hat mich gefreut und überrascht. Gleich vier Poet_innen ließen sich am Samstag im Stromboli für das Überstehen der 3-Tages-Tirol-Tour auszeichnen und zwar: Katrin ohne H, Silke Gruber, Käthl und Simon Tomaz. Lob, Freude, Respekt! Aber zurück zum Anfang. Erste Station: die Buchhandlung Wiederlesen in Imst. Der 5. Wiederlesen Poetry Slam war wieder bestens besucht und 9 Teilnehmer_innen sowie zahlreiche Medienmenschen waren am Start. Es wurden geschätzte 3000 Fotos von Leo, Käthl, Meinhard, Alexandra, Simon, Katrin ohne H, Roswitha, Silke und Nini gemacht. Das Finale entschied dann Roswitha Matt vor Käthl für sich. Jubel, Freude, Trallala!
Zum BPS strömten wieder die Massen. Martina und Vanessa an Kassa und Tür nahmen’s gelassen. Katrin stempelte, Daniel verteilte Zählkarten und 18 Poet_innen konnten es nicht erwarten, gezogen zu werden. Zu viel. Was für ein Luxusproblem. 13 plus Opferlamm Sophie kamen dann dran. Käthl jingelte, Köhle moderierte und Sophie ließ uns gleich in ihren Textpool ab- und eintauchen, der angenehm kühlte und auf das Kommende einstimmte.
Benedikt outete sich, keinen Alkohol zu mögen. Ziegenaugäpfel war nicht sein Stichwort. Es war Steinkotze. Hier könnte mein Name stehen war zum ersten mal auf der Bäckerei Bühne, outete sich als Lehrerin und hatte ein schwarzes Herz für Kinder: Humusschnitzel und Finaleinzug. Silke Gruber gestand diverse Lüste ein. Eierschälen wird in Zukunft viel prickelnder sein: Askese in Aspik. Roswitha Matt schwazte uns hunderte Ortsnamen auf und war imscht-ande, das ganze Publikum zum vompen. Höchstwertung und Finaleinzug! Stichwort: voi strass!
Auch Tereza Hossa verschrieb sich einem Ort: Innsbruck, du Hure! Hassliebe rules! Heimweh als Stichwort und Finaleinzug. Katrin ohne H channelte ihre innere Tschocherltschecherantin und dekonstruierte Lebensweisheiten: Ponyhof.
Daniel zeigte Interesse für Hunde und Bäume, Stichwort: Fruchtakrobatik. Lenny wiederum berichtete von einem kalten Herzjäger, den leichte Beute nicht interessierte: Selbstmitleidssuppe. Friederike hielt weitgehende am vorgelegten Thema fest, glaubte, das Ganze ohne Gefühle zu können, aber, aber…: Sido! Käthl mog sig heit nit, findet alles schiach, was da so aus dem Spiegel entgegenlügt und kriegt gute Ratschläge: Loch decht amol! Stichwort: Zahnpastaflecken. Simon Tomaz präsentierte den Herdplattengrapschtest, thematisierte die Lernresistenz der Österreicher_innen: Basti-Bumsti-Land-Transferleistung. Ramona elektrisierte das Publikum, ließ voll den Textstrom los, da zuckten die Herzen: Steckdose. Ben aus Füssen schließlich widmete seinen Text einem verstorbenen Freund, Stichwort: Hipster-Fanta. Applaus, Applaus und Pause!
Tereza – weil ich dich liebe – Hossa erzählte von Reiskocherrückgaben, Hier könnte mein Name stehen von Sitzkreisbildung und Vormittagstotschlagtechniken. Roswitha fragte: Sag mir wo die Mädchen sind, wo sind sie geblieben und gewinnt auch in der Bäckerei! Jubel, Ekstase, Juhui!
Am Samstag schließlich, im schönen Stromboli, trotzten wir dem Champions League Finale und machten gleich sechs Mal die Welle. 10 Poet_innen am Start: Simon, Rebecca, Dagmar, Silke, Emil, Werner, Hier könnte mein Name stehen, Katrin ohne H, Käthl und Ramona. Vier im Finale:
Emil, Silke, Ramona und Käthl und alle im Finale holen sich die Höchstwertung und sorgen für den Slam mit der höchsten Wellendichte. Vierfach-Sieg, das gab’s noch nie. Ein würdiges Ende der 3-Tage-Tirol-Slam-Tour. Dank an alle fürs Dabeisein. Juhui m,