Endlich wieder Bäckerei Poetry Slam. Alles funktioniert auch unter erschwerten Bedingungen. Die Stimmung ist bestens und die Slammerinnen und Slammer wie immer eine Freude. Danke BPS-Publikum, danke BPS-Team, danke Bäckerei-Team.
Es ging gleich fulminant los. Sarah-Anna Fernbach aka Missis Unersetzbar hatte Schweißperlen zu vergeben, betrieb Wochenendwellnessen und Montagsmailchecken und sezierte sich Kreativität aus dem Frontallappen. Gleich mal – bäm – 25 Punkte und somit Finaleinzug.
Martin Fritz jingelte nicht nur, half nicht nur, die Leute zu den Plätzen zu begleiten, er hatte auch einen Juni-Text dabei: Draußen steht die Welt in Flammen. Not my Story to tell. Aber Black lives matter! Und Picknicken statt Razzien.
Thalia K. rief dazu auf, Fragen zu stellen und kritisch zu sein. Was ist los und was ist systemrelevant?, fragt sie und: Lass uns reden, schlägt sie vor, denn niemand soll ein Schlafschaf mit Maulkorb sein.
Mieze Medusa attestiert Waschzwangmenschen ein gutes Jahr, fragt aber generell: 2020 was ist mit dir? Außerdem: Was ist Vernunft, was Zukunft, was gesund? Sie bringt die Verhältnisse zum Tanzen und fährt 25 Punkte ein – Finale.
Christine berichtet aus der Berufsschule, sie lernt Optikerin und Freizeit-Alkoholikerin – Glasbehandlung da wie dort. Flussmittel da wie dort. Das eine macht unfruchtbar, das andere rauschig und als Fluchtort bleibt nur der Wald.
Roswitha Matt bricht sich alles für uns und erbricht eine Story, die vom Beckenboden der Tatsachen erfreulich abgehoben ist. Risto wird zum Laufen animiert und „Risto rannte!“ Da zieht es einen vor origineller Skurrilität den Eisköniginnen-Pyjama aus. Roswitha in Topform nicht Topfform.
Silke Gruber aber auch. Nachtschreck-Männertypen nimmt sie unter die Lupe. Fragt sie, wovor sie sich fürchten (dass zu wenig Bart wächst), was sie träumen (von Weibern mit Warzenhöfen groß wie rostige Felgen, von Runde-Summen-Tankerinnen beim Gutmann) und das alles im unverwechselbaren Silke-Gruber-Hallerisch – 25 Punkte – Finale.
Tamara Stocker offenbart, immer Hunger zu haben und ein Phasenschwein zu sein. Von der Zoom-Tupper-Ware-Party bis zur TikTok-Anmeldung – nichts wird ausgelassen, auch die Songtexte-auf-Converse-kritzeln-Phase nicht. Ja: Atemlos – durchs Stiegenhaus. Aber: Mühelos ins Finale (25 Punkte).
Katrin ohne H will Fahrrad fahren und hat genug gute Gründe dafür. Gebt mir einen Parkplatz (Auto) und ich mach euch eine Wohnung draus. Parkst du noch oder wohnst du schon?, fragt sie. Ein Best-Practise-Critical-Mass-Demo-Text.
Belinda beschließt die großartige Vorrunde mit ihrem allerersten Slam-Text, dem Lied von Papier und Druckerschwärze. Sie will Geschichten erzählen und in Geschichten eintauchen und Lust darauf hat sie und die ganze Vorrunde gemacht. Schön, so viele unterschiedliche Gedankengänge betreten haben zu dürfen. Dank an alle Slammerinnen und Slammer.
Im Finale klopft Mieze Medusa Ösi- und Deutschland-Klischees ab. Silke Gruber präsentiert vier abgründige Trümmer. Tamara Stocker erzählte das kranke Märchen vom Korönchen in Krankreich im Überlebenskuchenhäuschen und Sarah-Anna Fernbach äußerte den Wunsch zu schlafen, Bettina zu heißen und ihr Bett für sich allein zu haben. Mit diesem Hoch auf die Horizontale ging der September Poetry Slam zu ende, der von Leo souverän moderiert wurde und Tamara und Sarah-Anna als Doppelsiegerinnen kürte.
Möge uns die Ampel auch einen Oktober-Bäckerei-Poetry-Slam bescheren. Bleibt alle gesund! Juhui – Papa Slam m,