Beinah müßig es zu erwähnen: Das BPS-Publikum erschien wie es eben immer erscheint: zahlreich, pünktlich und gut gelaunt, vermutlich weil Carmen Sulzenbacher und Die Bacher am Einlass begrüßten. Tamara Stocker machte ihr lang erwartetes Debüt als Jingle-DJane – und hat die wunderschönen Fotos von diesmal gemacht (DANKE!), weswegen es ausgerechnet von ihr diesmal keines gibt 😦 – und Martin Fritz moderierte wie in den letzten 337 Jahren eben auch schon regelmäßig.
Josi, die Siegerin vom letzten Mal, eröffnete mit Beobachtungen zur Ähnlichkeit von Tee und Menschen (#ProKamille) und dem Appell sich bei Bedarf Hilfe zu holen, Ramonas berührendes Slamdebüt hingegen war ihrem eigenen Alltags-Ich samt der Aussöhnung mit dessen Ultraproduktivitätsplan gewidmet. Die Bacher bekannte Menners früher für 2 Stunden gemocht zu haben, jetzt aber dank derer „Sprüche“ lieber aufs Ski-Service zu setzen und François hinterfragte die Verantwortlichkeiten für Schäden von Operationen am offenen Hirn von Affen.
Gabriele, die zweite Debütantin des Abends, erzählte vom funktionierenden System ihrer übermenschlich klarsichtfoliendurchstrukturierten „Freundin“, und Tamara Stocker redete nicht um den roten Brei herum, sondern mensplainte den Unbill menstruierender Mäuse und was der Teufel trägt, bevor Leo Pech bis ins endoplasmatische Retikulum verkörperte und Unreels vom Regenschirm-Vergessen auf Finstergram hochzuladen drohte. Melina tischte eine märchenhafte Mischung aus fallenden Mauern, liebendem Ritter, Panik und Angst auf und lieferte damit Gast-Slam-Star Mike Hornyik aus Wien ein Steilvorlage, denn der redete uns erst alle Disney-Prinzessinnen und -Prinzen madig, bevor er mit Olivia Newton-John und John Travolta in einem rosa Cabriolet entschwebte.
Andreas Esterer berichtete als dritter Debütant des Abends, wie ausgerechnet ein Delfin am anderen Ende der Welt Céline Dions Meisterinnenwerk „My Heart Will Gone“ angemessen goutierte, und die vierte und letzte Debütantin des Abends Alisa beherzt vom Drinnen und Draußen der Ängste und der Akkumulation des Kapitals.
Die Jury entschied mittels Punkten, dass es ein klassisches, knackiges 3er-Finale werden sollten, in dem Gabriele von einem Freundinnenschaftsdienst unter Boomern erzählte, Mike regte sich darüber auf, dass sich die Leute immer über das falsche aufregen, und Tamara setzte ihrem BFF Simon ein berührendes, ESC-referenzgetränktes Denkmal.
Alles richtig gemacht und You’re the one that I want als Sieger des Abends, dachte sich das Publikum wohl bei Mike Hornyik, denn die finale Applausabstimmung ergab, dass er gleich zwei prall gefüllte Slamsackerln mit nach Hause nehmen musste. Wir gratulieren aufs Aller-Allerherzlichste und sehen einander wieder am Freitag 22.12. im der Bäckerei.
Das Haus der Musik ist ausverkauft. Schon seit Tagen. Da kann weder der Gardasee noch das Pfingstwunder was dagegen ausrichten. Beim TirolSlam23 wollen alle dabei sein. Verständlich. Das Line-up ö-slamwürdig, die Stimmung fantastisch, DJ & MC blendend gekleidet und die Jury zuverlässig. Was will eins mehr!
Martin Fritz mach Einlassmusik, die das Haus der Musik noch nie gehört hat. Es gibt viel neues Publikum im Raum. MC Markus Köhle muss tatsächlich erklären, was da jetzt kommt und macht es gern.
Eröffnet wird der TirolSlam23 von Roswitha Matt. Sie ist zweifache Tirol-Slam-Siegerin, sie kann das. Sie kann auch griechisch angehaucht sprachspielen wie nur sie es kann. Es wird jetzt schon die erste 10 gezückt und es sollen im Laufe des Abends noch viele folgen.
Katrin ohne H berichtet von einem dieser Tage, die als Frage sich tarnen, und eins ganz schön schlecht ausschauen lassen. Aber das muss sich natürlich niemand gefallen lassen, also: Fick dich, Tag!
Leo stellt den Müllkübel in den Mittelpunkt, lässt ihn träumen und seinen Platz im Leben finden, dass mitunter allerhand zu schlucken ist, nennt man Leben.
Die Bacher präsentiert eine Not-to-do-Liste mit fünf Punkten und anmiert das Publikum mehrmals zu Zwischenapplaus. Da wird realistische Werbung eingefordert und ordentich in die Farbpalette der sprachlichen Gestaltungsmittel gegriffen. Die Menge tobt, es regnet 10er.
Thalia K. beginnt mit einem Figerschnippschauer und zeichnet dann eine Liebesgeschichte vom Ver- bis zum Entlieben.
Kathi Bacher stellt sich dem Kampf der Realität, lässt sich raus aus der Schachtel und lernt, damit umzugehen: Verdrängung is over!
Die erste Hälfte ist gelaufen und Die Bacher zieht schon mal ins Finale ein. Katrin ohne H einstweilen noch am Schleudersitz.
Dann fegt Nik König über die Bühne wie ein Derwisch und bietet intensive Kopfeinblicke mit massivem Körpereinsatz. Im, nicht durch den Text ist eine Taube zu Schaden gekommen. Es wird sich aber multilingual um den Vogel gekümmert. Das Publikum ist außer sich und doch ganz bei Nik.
Tamara Stocker verwehrt sich gegen das Durch-die-Blume-Sagen und bringt die Missstände auf den Punkt. Es braucht keine blöden Blumengeschenke sondern endlich Gleichberechtigung!
Käthl rollt anhand eines pinken Plastikkochlöffels gleich mehrere Generationen Familiengeschichte auf, bis das Ding endlich zu Bruch geht, nachdem es schon für so viel Scherben gesorgt hatte.
Laura Hybner macht Neurodermitis zum Thema und erzählt von Sina, die wütend auf ihre Haut ist, und so gerne machen würde, was für so viele Gleichaltrige ganz normal und nichts Besonderes ist.
Silke Gruber schließlich lässt die Ü-40erin raushängen, entsorgt Gurkengläser zu den vorgesehenen Zeiten und zuzelt keine verhippsterten Cocktails aus denselben. Aber sie rappt (im Stehen und vor Kakteen) und wenn Silky Silk sagt, dass das Rap ist, dann ist das Rap und die Crowd bounct und die 10er fliegen hoch. Silke Gruber mit der höchsten Wertung des Abends im Finale, Nik König der Lucky Loser.
An dieser Stelle ein Dank an Alena Klinger für die tollen Fotos. Ein Dank auch an Flo und Stefan für die Lichtshow und den perfekten Sound. Ein Dank auch an Theresa für die Abendleitung und an Verena für die reibungslose Kommunikation im Vorfeld.
Im Finale stellt sich Nik allerhand vor, vergisst dabei allerdings nicht, was er zu sagen hat. Er lässt alles raus auf der Bühne, sogar das Bruderkrebsgeschwür.
Silke Gruber bekennt sich zu ihren positiven Mutterschaftsgefühlen. Das Mamasein kann sie und es tut ihr gut. Dem Slam tun solche Texte gut und dann fährt auch noch der Kehrmaschinenherrgott durch denselben.
Die Bacher schließt mit einem Freundschaftstext und zeigt auf, was alles verbindend sein kann – sogar eine Sangriaallergie. Wir beide sind geplante Qualitiy-Time, heißt es an einer Stelle. Insgesamt 14 mal 6 Minuten Qualitiy-Time in Slam-Text-Form sind somit vorüber und der Tirol-Slam-Titel bleibt in Ü40iger Hand.
Die Bacher ist Vize und Silke Gruber die neue Tirol-Slam-Siegerin!
Juhui, wir feiern die Tiroler Meister*innenschaften im Poetry Slam diesmal im ganz besonderen Rahmen: Am Freitag, den 26. Mai 2023 um 20:00 Uhr im Haus der Musik. Wenn Ihr es nicht verpassen wollt, besorgt Euch ganz schnell Karten im Vorverkauf onlineoder direkt im Haus der Musik, Universitätsstraße 1 (Mo-Fr 10.00–19.00 Uhr & Sa 10.00–18.30 Uhr).
Moderieren wird Markus Köhle, Jingles auflegen Martin Fritz und folgende Slammer*innen haben sich qualifiziert: Roswitha Matt (Featured Poet / Titelverteidigung + Landeck Slam) Käthl (nominiert für: Poetry Slam Imst) Katrin ohne H (nominiert für: Telfer Poetry Slam) Kathi Bacher (nominiert für: Gestaltwandlerslam Innsbruck) Nik König (nominiert für: Die Bäckerei Poetry Slam) Leo (nominiert für: Slam unter Sternen) Silke Gruber (nominiert für: Saunaslam) Thalia (nominiert für: Stromboli Slam) Die Bacher (nominiert für: Poetry Slam Buch) Tamara Stocker (nominiert für: Poetry-Slam-Preis) Laura Hybner (nominiert für: Poetry-Slam-Preis)
Ende des Monats ists, die Bäckerei öffnet ihre Tore, die gewohnten Szenen spielen sich ab, alle nach Slam Dürstenden haben ihr Plätzchen gefunden und schon haut Martin Fritz in die Nasenflöten und MC Katron ans Moderationsmikrofon. Es gilt eine Vorrunde mit 13 Teilnehmenden an der Zahl zu bestreiten – dann mal los.
Käthl schreit nie, meint sie, schreit aber dann doch. Das bleibt eins bei so Reinholds, die meinen es sei eben gerade „in“ orientierungslos zu sein. Käthl kontert, nein, das ist schon immer so, man denke ans Zähneputzen, wenn bsoffen. Dafür gibts jetzt schon das Stichwort des Abends (Spoiler: später kommt noch so eines): Schreinhold.
Jakob ist zum ersten Mal dabei (wie über ein Drittel des Line-ups, juhui). Es gleiten uns Reime in die Ohrgänge, dass wir gar nicht mehr mitkommen. Er ist ein Kleintier, mit Armen und Beinen, doch allein hier im vollen Schwarzglanz wie Mario auf der Kartbahn. Ihm folgt die Bacher mit einem Freundschaftstext, denn ihre Freundschaft ist Perfekt, Theater statt Referat und Rasiererwitze darin, zu lange Bluetoothübertragungen, allergische Reaktion wegen zu viel Sangria und Urlaub in Österreich wie der heilige Kanzler es will.
Anna Schober legt direkt so einen nach, auch wenn es erst über jemanden geht, der ist wie ein Loch in der Socke, das über die ganze Ferse geht, wie Essiggurkerl auf der Geburtstagstorte. Der Mitstudi ist sehr unangenehm, aber er lässt sich immerhin mit sehr witzigen Metaphern beschreiben. Die Studienfreundin ist dagegen die frische Bleistiftmine und Sommerregen und macht alles wieder gut. So gut, da ist so ein Finaleinzug ein Leichtes.
Silke Gruber entschließt sich während eines grottigen Bibi-und-Tina-Films, zur Superheldin zu werden und die armen Kinobesuchenden davor zu bewahren, sich weiterhin diesen Film anzusehen, bei dem der Scheitel bei jedem Schnitt auf einer anderen Seite liegt. Diesen ist es aber eher egal, auch das Kind ist nicht sehr amused. Silke ist und bleibt trotzdem Slamjesus für immer (Anm. der Red.).
Sabi, auch zum ersten Mal dabei und 12 Jahre alt (ein Woo geht durch das Publikum), hat so viele Gefühle wie es Farben gibt. Rote, wie in den Buntstiften, den Dächern, dem Blut, Weiß wie im Brautschleier, den Wänden, ihrem Herz, Blau wie im Wasser den blauen Flecken, ihren Adern, Schwarz wegs der Trauer und Geld, wie der Pullover, deine Locken, die Sonne. Es geht um Erinnerungen, Abschied, Vermissen, Vergessen, Farbe und Hoffnung.
Tamara Stocker sagts gern durch die Blume und das Wortspiel, oder sollte man sagen: Floral? Und ist Demenzian eigentlich das Gegenteil vom Vergissmeinnicht? Wir fragen das Florakel, das prompt mit einer FlowerPointPräsi antwortet. Aber eigentlich ist ihr der enorme Schnittblumenverschleiß am Weltfrauentag ein Rosendorn im Auge. Sie will keine Glückwünsche dafür, dass sie wählen darf. Zu direkt? Naja, manche Dinge muss man eben nicht durch die Blume sagen. Finale, sagt die Jury unverblümt.
Bei Ines Strohmeier gehts auch um ein wertvolles Gut: die Demokratie. Und um Privilegien, denn von manchen wiegt der Rucksack eben schwerer als von anderen. Wir haben ein Recht auf Rechte. Wir faseln von Zugangsschwierigkeiten und nennen das Problem dann „Repräsentationsdefizit“. Wir Schnitzl, wir Schifahren, wir Marillenmarmelade, aber wer ist denn dieses wir überhaupt. Auch das reicht am Ende für einen Lucky-Looser-Finalplatz.
Leo spricht über Beziehungsweisen beziehungsweise Beziehungswaisen. Beziehungen zu vermessen wäre eben das. Klarheit ist wichtig, aber die allzu klaren Narrative spielen platte Lieder und heißen dann alles pauschal „beziehungsunfähig“. Effekt: ein Haufen Beziehungswaisen, die nicht blühen dürfen, weil sie ja leben würden, wie eigentlich nicht vorgesehen.
Anna Wolf – die dritte Slam-Newbie in der Runde – erzählt von ihrer Freundin. Diese werde zerfressen und sie sieht aber die Verletzungen nicht, die „du“ ihr zufügst. Es werden Kilozahlen genannt, die auf den Magen schlagen. Sorgenfrei essen, sorgen vergessen. Das wäre schön, aber „Ich bin 22 Jahre alt und ich habe noch nicht gelebt.“
Melina findet sie und „du“ sind an einer Kreuzung falsch abgebogen. Und jetzt ist alles anders und es passt nichts mehr. Raucherlunge, Graskopf, Alkileber – alles ist da, aber nix mehr stimmig. Umkehren geht auch nicht. Das Lachen von damals bleibt heute im Hals stecken.
Kathi Bacher erzählt uns eine Beziehungsweise in vier Sommern, die überhöht und schnell auslaugt und ein hässliches Clichée ist. Später läufts besser, die Vorzeichen sind anders, er würde sogar für sie auf die Straße kacken (wer dabei war, weiß warum). Dazwischen sind noch vier Sommer allein mit zwei Stück Kuchen. Verspeist im Finale.
Den Ringelreigen beschließt Selina, bevor uns allen die Puste ausgeht. Sie erzählt von Raphael, Simon und Sebastian, die damit prompt in die Riege der beliebten Männernamen der Tiroler Slamily aufgenommen werden (welche die anderen sind, müsst ihr euch schon mit Erscheinen auf sämtlichen Slams und aufmerksamem Zuhören erarbeiten). Es fallen Worte wie gebärfreudig, naiv, prüde und verklemmt und damit ist hoffentlich alles gesagt. Raphael darf bitte den Mund halten und bekommt das zweite Stichwort des Abends: Raphael du depperte Sau
Nach einer mehr als wohlverdienten Pause rittern Kathi Bacher (die uns den Kackwitz erklärt und von sisyphos’schen Vorsprechen an Kunstakademien erzählt), Ines Strohmeier (mit ihrem Zwiegespräch mit der Natur, „hörst du die Maschinen, wie sie zornig bohren“), Tamara Stocker (kein Scherzo im Hochdruckgebiet der musikalischen Schwanzvergleiche) und Anna Schober (Alkohol du unsre liebste Droge, aber weh tuts dann doch, ist der Papa dran) um den Titel des Abends.
Katron schafft es doch tatsächlich einmal eine einzige Siegerin zu küren nämlich Anna Schober (und ist insgeheim froh, kein Siegesbier besorgt zu haben).
Wundervoll war das, im Mai gibts wieder. Wichtig: schon am 12.! Siehe: Infos&Tickets
Juhui, am Montag 28.11. wurde im Rahmen einer schönen Gala die Slampreise vergeben: Der Poetry-Slam-Würdigungspreis der Stadt Innsbruck und des Landes Tirol 2022 an Silke Gruber sowie der Poetry-Slam-Förderpreis des Landes Tirol und der Stadt Innsbruck 2022 an Laura Hybner und Tamara Stocker durfte sich auch endlich ihre Urkunde für ihren Poetry-Slam-Förderpreis des Landes Tirol und der Stadt Innsbruck 2021 abholen. Wir freuen uns sehr mit den Preisträgerinnen und gratulieren ihnen aufs allerherzlichste! Und den offiziellen Bericht der Stadt Innsbruck samt Fotos könnt ihr hier nachlesen.
Es ist wieder so weit. Am Freitag, den 14. Oktober 2022 nehmen wir es wieder einmal mit einem ganzen Orchester auf. Das ist kein Gegen-, das ist ein Miteinander. Slammer*innen und das Tiroler Symphonieorchester auf der Bühne im Haus der Musik. Das wird einmalige Syphoniepoesie!
Es wird Schuberts Unvollendete gegeben und die Slammer*innen Tamara Stocker, Martin Fritz und Katrin ohne H geben ihrerseits alles, haben sich auf Schuberts Musik eingelassen und werden sich in der Vorrunde mit dem Orchester abwechseln und in der Finalrunde dann jeweils gemeinsam mit dem Orchester die Bühne nun ja, sagen wir mal symphonierocken. Dafür gibt es hier Tickets. Das müsst ihr euch geben. UND hinterher gibt es im Foyer dann noch ein Late-Night-Slämmchen für alle Mitmachwilligen. Bitte hier (m.natter@landestheater.at) anmelden und dafür eine Freikarte kassieren. Los geht es um 19:30 Uhr, das Slämmchen dann gegen 22 Uhr. Markus Köhle moderiert und Käthl wird dem Haus der Musik ihren Jingle-Stempel aufdrücken.
Daniel Jarosch hat dieses tolle Foto beim letzten Poetry-Slam-meets-Orchester-Abend gemacht. DANKE!
Freilich sind alle Slammer*innen der Tiroler Slamily wertvoll und speziell. Freilich hätten sich auch andere den Großen Tiroler Poetry-Slam-Preis verdient, auch der Förderpreis könnte getrost in viele andere Hände gehen, aber das kann ja alles noch kommen. Jetzt werden erstmal (mit gehöriger Vorfreuzeit) die Preisträger*innen des Jahres 2021 ausgezeichnet und zwar im Rahmen einer Preisverleihungs-Show im Stromboli in Hall, zu der natürlich alle einfach vorbei kommen können. Denn es wird nicht nur laudationiert, es wird auch geinterviewt und natürlich geslammt und bepreist. Wer den Großen und wer den Kleinen kriegt wollt ihr wissen? Es ist längst kein Geheimnis mehr, eher schon wieder vergessen. Deshalb wird es hier groß geschrieben und möge verbreitet werden.
Der Große Tiroler Poetry-Slam-Preis 2021 geht an MARTIN FRITZ und der Förderpreis geht an TAMARA STOCKER Und verliehen werden die Preise offiziell am Montag, den 26. September 2022 um 19 Uhr im Stromboli in Hall. Und hier mehr dazu:
Es tut so gut, wieder mal ausverkauft zu sein. Ja, das Ausverkauftsein kann man gerne persönlich nehmen. Die Bäckerei-Bühne zu betreten, ist Heimkommen. Heimkommen und von vielen lieben Menschen applauskräftig begrüßt zu werden. Voll schön!
10 Poet*innen sind am Start. Den Auftakt macht Katrin ohne H mit einem sehr innsbruckspezifischen Text: es geht um den Luxus Wohnen in Ibk. Muss das wirklich sein? Maklerprovision ist das passende Stichwort dazu. Martin Fritz folgt mit einem fulminanten Zehensteig-Dialog der wohin führt? Na in den sozialen Supergau natürlich. Vorerst aber ins Finale! Cenet Weisz hat einen Traum, der kein Ablaufdatum hat, aber gerne in einem Leberknödel stecken darf und mit Handke denkt, wer soll’s ihm auch verdenken? Tamara Stocker lädt unseren inneren Akku auf, speist die sozialen Batterien, gibt zu, dass Tirol für sie eine erogene Zone ist (Erogiron Tirol) und hat natürlich ein Profil mit Bio, aber was heißt das schon? Konkret: Finale mit Höchstwertung. Andrea ist zum ersten mal auf der BPS-Bühne und rockt gleich schon mal auswendig volle fünf Minuten dreißig. Fragt sich, was wirkliche Probleme sind, was wir tun können und was die Hölle ist: Schule, Pandemie und Differentialrechnung. Ananas träumt vom Haus am See, will irgendwann im Juli so leben, wie sie will und ist Grinsekatze und Trauriger Clown, Energieball und Trauerspiel mit Aussetzertagen, aber vor allem ein Ballon mit flüssigem Glück. Silke Gruber hat modernes Wörd. Englisches Computersprech wird nicht be-, sondern zurecht geschöneggt. Da muss der Schweinslaptop mitunter bluaten, die Powershell hält’s aus und was lernen wir? Ein Laptopjahr entspricht 4,4 normalen Jahren. Finale! Rowena Minatti legt auch ihre Premiere hin. Sie begehrt ein Stück vom Unendlichkeitskuchen, lässt sich dafür gerne von persönliche Rücklagen erleichtern und weiß: Nichts bleibt, wie es ist. Leo ist heut Leo Löwenbräu, will aber synonym bleiben und will den vollen Saal leeren und auch was lehren. Denn er ist da, wenn sich niemand für uns interessiert. Andreea beschließt die Vorrunde mit einer Improvisation in englischer Sprache und entführt uns in ihre Welt, die burnt, wo alles burnt, weil es keine Tränen zum Löschen gibt. Da werden Blumen gelächelt und Flügel ausgeteilt. Wir heben alle ab und zwischendurch erhoben sich auch alle im Publikum (also zur Halbzeit der Vorrunde) um kurz zu Stimmungsmusik von Martin Fritz zu Stehtanzen. Das war der visuelle Gänsehautmoment der Vorrunde, textlich gab es natürlich mehrere. Und weil so viele 17 Punkte hatten, gibt es nur ein Dreierfinale: Martin, Tamara, Silke.
Martin Fritz zieht eine Cancle-Culture-Liste aus dem Ärmel, der ein Lesebühnen-Quarantäneheft ist. Silke Gruber hat Klachl, Greggn, Graffl, Gsumms und Glump dabei, schwitzt koan Wettex und isch eh lei 42 Mal vorgekommen. Tamara Stocker schließlich will nicht Netflix&Chillen sondern Fritt-Dösen, gibt das eisgekühlte Pommes Luder und hat Feelings for Frittiertes. Das hat breites Identifikationspotenzial und bringt ihr den BPS-März-Sieg und die Tiroler-Bier-Trophäe ein. Silke und Martin teilen sich Küfferle-Schoko-Karotten und Manner-Mandelcreme-Eier (Dieser Satz enthielt Produktplatzierungen, angemessenen Betrag bitte überweisen!). Ihr wart alle großartig! Bis zum nächsten Mal mit fröhlichstem Juhui Papa Slam m,
Siegerin Tamara Stocker nimmt die Trophäe in Empfang
Endlich wieder Bäckerei Poetry Slam. Alles funktioniert auch unter erschwerten Bedingungen. Die Stimmung ist bestens und die Slammerinnen und Slammer wie immer eine Freude. Danke BPS-Publikum, danke BPS-Team, danke Bäckerei-Team.
Es ging gleich fulminant los. Sarah-Anna Fernbach aka Missis Unersetzbar hatte Schweißperlen zu vergeben, betrieb Wochenendwellnessen und Montagsmailchecken und sezierte sich Kreativität aus dem Frontallappen. Gleich mal – bäm – 25 Punkte und somit Finaleinzug.
Martin Fritz jingelte nicht nur, half nicht nur, die Leute zu den Plätzen zu begleiten, er hatte auch einen Juni-Text dabei: Draußen steht die Welt in Flammen. Not my Story to tell. Aber Black lives matter! Und Picknicken statt Razzien.
Thalia K. rief dazu auf, Fragen zu stellen und kritisch zu sein. Was ist los und was ist systemrelevant?, fragt sie und: Lass uns reden, schlägt sie vor, denn niemand soll ein Schlafschaf mit Maulkorb sein.
Mieze Medusa attestiert Waschzwangmenschen ein gutes Jahr, fragt aber generell: 2020 was ist mit dir? Außerdem: Was ist Vernunft, was Zukunft, was gesund? Sie bringt die Verhältnisse zum Tanzen und fährt 25 Punkte ein – Finale.
Christine berichtet aus der Berufsschule, sie lernt Optikerin und Freizeit-Alkoholikerin – Glasbehandlung da wie dort. Flussmittel da wie dort. Das eine macht unfruchtbar, das andere rauschig und als Fluchtort bleibt nur der Wald.
Roswitha Matt bricht sich alles für uns und erbricht eine Story, die vom Beckenboden der Tatsachen erfreulich abgehoben ist. Risto wird zum Laufen animiert und „Risto rannte!“ Da zieht es einen vor origineller Skurrilität den Eisköniginnen-Pyjama aus. Roswitha in Topform nicht Topfform.
Silke Gruber aber auch. Nachtschreck-Männertypen nimmt sie unter die Lupe. Fragt sie, wovor sie sich fürchten (dass zu wenig Bart wächst), was sie träumen (von Weibern mit Warzenhöfen groß wie rostige Felgen, von Runde-Summen-Tankerinnen beim Gutmann) und das alles im unverwechselbaren Silke-Gruber-Hallerisch – 25 Punkte – Finale.
Tamara Stocker offenbart, immer Hunger zu haben und ein Phasenschwein zu sein. Von der Zoom-Tupper-Ware-Party bis zur TikTok-Anmeldung – nichts wird ausgelassen, auch die Songtexte-auf-Converse-kritzeln-Phase nicht. Ja: Atemlos – durchs Stiegenhaus. Aber: Mühelos ins Finale (25 Punkte).
Katrin ohne H will Fahrrad fahren und hat genug gute Gründe dafür. Gebt mir einen Parkplatz (Auto) und ich mach euch eine Wohnung draus. Parkst du noch oder wohnst du schon?, fragt sie. Ein Best-Practise-Critical-Mass-Demo-Text.
Belinda beschließt die großartige Vorrunde mit ihrem allerersten Slam-Text, dem Lied von Papier und Druckerschwärze. Sie will Geschichten erzählen und in Geschichten eintauchen und Lust darauf hat sie und die ganze Vorrunde gemacht. Schön, so viele unterschiedliche Gedankengänge betreten haben zu dürfen. Dank an alle Slammerinnen und Slammer.
Im Finale klopft Mieze Medusa Ösi- und Deutschland-Klischees ab. Silke Gruber präsentiert vier abgründige Trümmer. Tamara Stocker erzählte das kranke Märchen vom Korönchen in Krankreich im Überlebenskuchenhäuschen und Sarah-Anna Fernbach äußerte den Wunsch zu schlafen, Bettina zu heißen und ihr Bett für sich allein zu haben. Mit diesem Hoch auf die Horizontale ging der September Poetry Slam zu ende, der von Leo souverän moderiert wurde und Tamara und Sarah-Anna als Doppelsiegerinnen kürte.
Möge uns die Ampel auch einen Oktober-Bäckerei-Poetry-Slam bescheren. Bleibt alle gesund! Juhui – Papa Slam m,